Vrel, Vorgänger von Vermeer

Die Wiederentdeckung eines rätselhaften Künstlers

Jacobus Vrel, A Seated Woman Looking at a Child through a Window, after 1656. Paris, Fondation Custodia, Frits Lugt Collection

16. Februar bis 29 Mai 2023

Fast jeder kennt die ruhigen Innenräume und die eine Straße von Johannes Vermeer. Aber nur wenige Menschen wissen, dass der Maler Jacobus Vrel (tätig ca. 1640 -1660) diese Art der Darstellung bereits beherrschte, bevor Vermeers erstes Meisterwerk dessen Atelier verließ. In der Ausstellung Vrel, Vorgänger von Vermeer, erweckt das Mauritshuis diesen geheimnisvollen Maler zum Leben.

Die Geschichte von Vrels Wiederentdeckung im 19. und frühen 20. Jahrhundert wird in dieser Ausstellung anhand einer Auswahl seiner besten Werke erzählt. Aus dem berühmten Kunsthistorischen Museum in Wien kommen dazu zwei besondere Gemälde nach Den Haag, darunter die Frau am Fenster (1654), das einzige datierte Werk Vrels.

Vorgänger von Vermeer


Johannes Vermeer und Jacobus Vrel malten dieselben Motive und hatten dieselben Initialen: J V. Lange Zeit wurden Gemälde von Vrel sogar Johannes Vermeer zugeschrieben. Signaturen von Jacobus Vrel, in denen sein Name vollständig angegeben war, wurden zu Vermeer-Signaturen gefälscht. Zwei Werke aus der Ausstellung wurden 1888 als „Vermeer“ erworben: Straße mit einer Bäckerei an einer Stadtmauer, wahrscheinlich die Waterstraat in Zwolle, aus der Hamburger Kunsthalle und Interieur mit lesender alter Frau, mit einem Jungen hinter dem Fenster, aus einer Privatsammlung.

Jacobus Vrel, A Seated Woman Looking at a Child through a Window, after 1656. Paris, Fondation Custodia, Frits Lugt Collection
Jacobus Vrel, Sitzende Frau, ein Kind durchs Fenster ansehend. Paris, Fondation Custodia, Frits Lugt Collection.

Signatur

Vrel hatte eine ganz besondere Art und Weise, seine Bilder zu signieren. Eine Art Markenzeichen. Auf mehreren Gemälden sieht man einen weißen Zettel auf dem Boden liegen. Auf diesen Zetteln stand die Signatur Vrels. Untersuchungen haben gezeigt, dass mehrere Variationen seiner Signatur verwendet wurden. So gibt es beispielsweise „J V“, aber auch „J Vrel“, „Jacobus Vreelle“ oder „Jaco / büs / frell“, wobei die deutsche Schreibweise des Vornamens möglicherweise auf einen Aufenthalt in der Grenzregion zu Deutschland verweist.

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Variationen über Signaturen Jacobus Vrel

Internationales Forschungsprojekt

Um mehr über diesen geheimnisvollen Maler herauszufinden, schlossen sich drei Museen zu einem internationalen Forschungsprojekt zusammen: die Alte Pinakothek, Bayerische Staatsgemäldesammlungen in München, die Fondation Custodia, Sammlung Frits Lugt in Paris, und das Mauritshuis. Die drei Museen gaben den Auftrag zu einer „dendrochronologischen Untersuchung“. Dabei wird das Alter einer Holztafel anhand von Jahresringen bestimmt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung belegen, dass Vrel bereits viele Jahre vor 1654 als Maler tätig war. Sogar früher als die Delfter Meister Vermeer und Pieter de Hooch.

Infraroodreflectografie uitgevoerd  met behulp van de Vasari-scanner, onderzoek van: Jacobus Vrel, Straatje met een bakkerij bij een stadsmuur, vermoedelijk de Waterstraat in  Zwolle, na 1646.
Infrarot-Reflektographie, durchgeführt mit dem Vasari-Scanner, Forschung von: Jacobus Vrel, Kleine Straße mit einer Bäckerei in der Nähe einer Stadtmauer, vermutlich die Waterstraat in Zwolle, nach 1646